Zwanzig Jahre Deregulierung - Quo vadis, Postmarkt?

Programm Postmarktforum 2017

Zwanzig Jahre Postgesetz - zwanzig Jahre seit dem Fall des Postmonopols, und was hat sich geändert? Vieles, auch wenn im Briefsektor die Monopolstellung der Deutschen Post AG nicht wirklich in Gefahr zu sein scheint. Bei den Paketen dagegen hat sich eine schlagkräftige Konkurrenz entwickelt, die der Posttochter DHL sukzessive Marktanteile abnimmt. Noch ist der "Gelbe Riese" hier marktbeherrschend, aber die größeren Marktteilnehmer, wie DPD, Hermes, UPS oder GLS, sind dran - auch die privaten, regional agierenden Postunternehmen nehmen Fahrt auf. Dazu treffen sich in Berlin die Köpfe aus Politik, Wirtschaft und den Verbänden der Logistik zum Postmarktforum 2017 in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen. Der Gedankenaustausch dient vor allem dazu, den Kontakt der Politik zu den Entwicklungen am Markt zu verbessern.

Neben der Liberalisierung des Marktes gibt es aus Sicht des Gesetzgebers einiges Potential in der Zusammenarbeit, insbesondere bei der möglichst effizienten Belegung der letzten Meile. Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen, zeigte Offenheit für gesetzliche Anpassungen: "Synergien in der Zustellung sind wünschenswert […]Wenn es (dabei) ohne Regulierung geht, wäre das im Sinne des Bundesministeriums. […] Wenn der bestheende Postrechtsrahmen derartiges verhindert, müssten wir wissen, wo drückt der Schuh, um zu wissen, wo kann man vielleicht konkret was machen!“

Briefmonopol weg - na und?!

Die Deutsche Post gilt immer noch als der Inbegriff der Briefübermittlung. Briefmarke drauf und ab in den Briefkasten - so läuft es für den Endverbraucher. Die Möglichkeiten sind derweil deutlich vielfältiger, von Werbebriefen über Web-to-Print-Angeboten bis hin zu Sonderservices in der Zustellung.

Aber eines fällt in den letzten Jahren auf. Der Briefmarkt schrumpft, teilweise bedingt durch den digitalen Wandel in Kommunikation und Gesellschaft. Die E-Mail nimmt immer häufiger den Platz des Briefes ein. Beispielsweise wurden früher Telefonrechnungen via Briefsendung an den Kunden verschickt - die Mobil- und Telefonanbieter nutzen heute weitgehend den elektronischen Weg. Die Deutsche Post ist also Kapitän auf einem Schiff, das zunehmend Schlagseite bekommt. Die Zukunft sieht hier nicht rosig aus, muss jedoch für alle entwicklungsfähig bleiben.

André Meyer-Sebastian von der Bundesnetzagentur meinte dazu beim Bundesnetzforum 2107: "Die Beschwerden sind ein wichtiger Indikator für die Wichtigkeit Wir hatten im letzten Jahr zum ersten Mal [...] mehr Beschwerden zur Paketbeförderung als zur Briefbeförderung. [...] Trotzdem bleibt der Brief für den Bürger ein wichtiges Thema!"

Impressionen vom Postmarktforum 2017 in Berlin
Impressionen vom Postmarktforum 2017 in Berlin

Paketmarkt - DHL führt, andere setzen zum Überholen an!

Bei den Paketdiensten gibt es viele neue Services, Technologien aber auch frische, innovative Player. So rüstet Online-Verkaufsriese Amazon gerade auf und belegt Teile der Postlogistikkette selbst. Der Druck auf die DHL wird zunehmen. Dabei soll und muss jedoch (so der Grundtenor bei Postforum) der Kunde im Zentrum der Aufmerksamkeit aber auch der Produktentwicklung bei den Paketdiensten stehen. Insbesondere die Anpassung an die veränderten und durchaus auch gehobenen Ansprüche des Versenders und des Empfängers müssen stattfinden.

Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat es auf den Punkt gebracht: "Die Ware muss verlässlich da sein. Aus unserer Sicht ist es für den Verbraucher gar nicht wichtig, ich habs Montag bestellt und es ist Dienstag da. [...] für den Verbraucher ist es viel wichtiger, eine verlässliche Zustellung am gewünschten Ort und oder zu einer gewünschten Zeit zu bekommen." Diese Aussage ist durchaus mehrheitsfähig, wie verschiedene Studien nachweisen, wie wir schon mehrfach ausgeführt hatten.

Ergebnis: Frei nach Remarque - "Im Postmarktforum nichts Neues!"

Die Diskussionen und Gespräche abseits des Plenarsaals haben gezeigt, dass die Branche keine Sprünge mehr macht, sondern eher wohlüberlegte Schritte. Das Verständnis der Notwendigkeit der Digitalisierung ist da. Nur das gewährleistet überhaupt Leistungen, wie genaue Vorhersage zum Lieferzeitpunkt, Wunschlieferzeiten oder Ortswechsel noch während der Zustellung. Dabei scheinen die Politik und die Verbraucherverbände ebenfalls offen für neue Funktionen beziehungsweise für die Optimierung bestehender Mechanismen - Einigkeit in der Sache also! Wie die Post- und Paketdienstleister das optimal hinbekommen sollten, dazu gibt es verständlicherweise hundertundeine Meinung.