Neue Geschäftsideen – Pharmalogistik als KEP?

Die zeitgesteuerte Ausrollung von Medikamenten von Lager oder Produzent zu Apotheken, Krankenhäusern oder Therapiezentren ist Standard bei der Pharmalogistik. Gerade die Großhändler in dieser Branche leisten erstaunliches in Sachen Tageslieferung und Zeittreue. Apotheken etwa erhalten zwei bis vier Mal pro Tag Besuch von den Zustellern der Pharmalogistiker. Trotz der gleichbleibend hohen Zahl von Abnehmern, die Apotheken pegeln sich seit Jahren auf einem gleichbleibenden Wert ein,  wird aber auch in dieser Branche nach neuen Geschäftsfeldern und Möglichkeiten gesucht.

Eine interessante Idee, die vereinzelt schon im Einsatz getestet und bei manchem Pharmalogistiker im Portfolio erscheint, ist die Lieferung an Privathaushalte. Dabei wird zumeist von Arztpraxen oder Laboren aus ein Medikament zum Endkunden transferiert. Hier werden also Kurierleistungen erbracht, die einem KEP Unternehmen entsprechen, nur mit einem gravierenden Unterschied.

Pharmalogistik-SOLL-mit-Expresspatientenzustellung

Medikamententransport zum Endkunden

Die Transportleistung wird entsprechend des Taktes der Pharmalogistik ausgeführt. Und das bedeutet per Express! Innerhalb weniger Stunden ist die gewünschte Sendung beim Kunden, der diese zufrieden in Empfang nimmt. Zudem kann sich der Versender sicher sein, dass bei der Lieferung aufgrund der strengen EU-Richtlinien und staatlichen Verordnungen für den Medikamententransport eine durchgängige Dokumentation der Lieferbedingungen erfolgt – unerlässlich für spätere Kontrollen und eigenes Controlling.

Ein weiterer Weg zu einem neuen Feld in der Kurierdienst-Welt wäre die Einbindung der rund 21.500 Apotheken deutschlandweit. Deren Service begrenzt sich derzeit auf vereinzelte Liefermöglichkeiten in urbanen Gebieten, könnte aber extrem ausgeweitet werden. Es gibt eigenständige Kurierdienste, die Service, wie Pillen und Salben zu den Endverbrauchern zu bringen, abdecken. Bedingt durch fehlenden Netzwerke und auch nur punktuellen Anbindungsmöglichkeiten wurde der Markt als absolute Nische im KEP angesehen.

Angriffsmöglichkeit der Pharmalogistiker

Doch weitergedacht, könnten hier die Pharmalogistiker mit ihrem vorhandenen Netzwerk viel Potential abdecken. Beispiel: Die Kundin, eine ältere Dame, kommt in die Apotheke, löst ein Rezept für eine Arznei ein, die von der Apotheke eh beim  Zulieferer bestellt werden muss. Dieser bekommt von der Apotheke die Bestellung mit einem Direktlieferauftrag. Und mit einer entsprechend flexiblen Routenplanung kann die Kundin das Medikament dann direkt zu Hause in Empfang nehmen.

Krux: Wer zahlt den Expressdienst

Naturgemäß stellt sich die Frage, wer diese Express-Zustellung bezahlen soll. Dabei ergeben sich verschiedene Möglichkeiten. Der Kampf der stationären Apotheken mit den Online-Apotheken nimmt stetig zu. Auch die Apotheker müssen sich langsam auf zusätzliche Leistungen einstellen und diese dann in ihre finanzielle Planung einbeziehen. Gleichzeitig sind die Krankenkassen an einem dichten Bestandsnetz der Apotheken sehr interessiert, weswegen auch hier Potential für eine Finanzierung des Expressdienstes besteht. Eine Lösung steht noch aus – aber die Frage einer Express-Zustellung an den Endkunden wird immer öfter gestellt!

Und ganz nebenbei stellt sich dann eine weitere Frage – warum können die Pharmalogistiker dann nicht mit Postdienstleistern interagieren, Lastspitzen abdecken oder gar deutschlandweiten Expresspaket-Dienst leisten? Dieser Frage versuchen wir, kommende Woche auf den Grund zu gehen.