Digitalisierung: Roboter und Zustell-Drohnen erobern die Straße

Markt & Innovationen, München

Paketroboter und selbstfahrende Logistik-Container sind derzeit weltweit in der Erprobungsphase. Dadurch könnte die letzte Meile revolutioniert werden, gerade im Bereich der Kosten. Grundlegend notwendig dafür ist jedoch die durchgehende Digitalisierung der Post- und Paketdienste. Gerade bei den alternativen Briefdiensten und den regionalen Paketunternehmen herrscht da noch großer Nachholbedarf. Und der Rückstand darf sich nicht vergrößern, denn neue Player agieren immer aggressiver im Bereich der Zustellung, beispielsweise die Onlineshop-Riesen Amazon aus Amerika und Alibaba aus China.

G-Plus – neuer autonom-fahrender Paket-Zusteller

Letzterer ist mit einem sehr ambitionierten Plan an die Öffentlichkeit getreten. Bis 2021 sollen 100.000 autonom fahrende Logistik-Container die Zustellung auf der letzten Meile übernehmen. Alibaba, der chinesische Marktführer in puncto E-Commerce, hat in den letzten Jahren schon einige Anstrengungen unternommen, um auch im Bereich (Paket-)Logistik Spitze zu sein. Der vorgestellte „G-Plus“ ist ein weiterer Beleg dafür.

Der „G-Plus“ ist ein Elektro-Transporter für Pakete und Waren des täglichen Bedarfs, der ohne Fahrer auskommt. Basierend auf den Sensoren und Techniken von Chinas Top-Innovator RoboSense kann sich das Gefährt problemfrei auf Fuß- und Radwegen bewegen und hat verschiedene Reaktionsrhythmen, um auf plötzliche Bewegungen von Fußgängern, Rad- oder Autofahrern umgehend zu reagieren. Die Höchstgeschwindigkeit des elektrisch betriebenen „Flitzers“ beträgt 17 km/h, womit es nur ein sehr geringes Gefahrenpotential im urbanen Verkehrsraum darstellt. Ob sich dieses Produkt auch in Europa durchsetzen kann, steht natürlich noch als Frage im Raum – der Preis von einigen hundert US-Dollar pro Stück klingt aber durchaus überzeugend.

Anwendungsgebiet: Paketdienst?

Naturgemäß stellt sich die Frage nach dem Einsatzgebiet des „G-Plus“. Die Paketdienste in Deutschland könnten den Lieferzwerg wegen dessen abgasfreier Fortbewegung im innerstädtischen Bereich einsetzen. Ähnlich wie der seit 2017 im Test befindliche Paketroboter von Starship, der mittlerweile Pizzen in Hamburg ausliefert, würde eine interessante Anwendung in der schnellen, exklusiven und zeitgetriebenen Zustellung liegen. Jedoch sind dafür erhebliche Infrastruktur-Ausbaumaßnahmen, auch bei den großen Paketdiensten, notwendig. Nicht nur die Bestückung und Organisation der selbstfahrenden Zustell-Roboter-Flotte wäre zwingend zu ordnen, auch die Kommunikation während und zum Abschluss der Zustellfahrt müsste komplett strukturiert werden. Mit einer durchgängigen Digitalstrategie kein Problem – der Zuspruch auf Empfängerseite müsste jedoch noch gefördert werden. Ein Problem, den Starship noch hat, wird aber beim Neuling aus Fernost gelöst. Das Transportvolumen entspricht dem eines Lastenfahrrades. Einer Mehrstopptour steht also nichts im Weg.


Starship-Lieferroboter

Quelle: Starship.xyz

Starship-Lieferroboter

DHL Postbot

Quelle: dpdhl.com

DHL-Postbot

Die DPDHL, bekanntermaßen Platzhirsch in Deutschland, testet derzeit ebenfalls das Potential von „selbstfahrenden“ Paketboten. Dabei geht der „Gelbe Riese“ jedoch einen anderen Weg und entlastet die Zusteller – der Postbot getaufte, elektrisch motorisierte Container folgt dem Zusteller während dessen fußläufigen Tour und übernimmt damit quasi die Funktion eines Packesels. Die physische Belastung des Zustellers senkt sich dadurch erheblich, da weder Wagen geschoben noch sperrige Lastenräder bewegt werden müssen.

Robotertechnik & KEP-Dienste in Deutschland

Aber ganz ehrlich – die alternativen Briefdienste und KEP-Unternehmen in Deutschland haben derzeit noch andere Baustellen als den Einsatz von Zustellrobotern und selbstfahrenden Paket-Containern. Oft noch papierbasierte Routenplanung, Laufzettel und telefonische Interaktion während der Tour sind eher täglicher Standard als Vergangenheit. Doch mit einer Verwandlung in digital gestützte Unternehmen wird auch die Robotertechnik greif- und nutzbar. Gerade die Postdienstleister in den Ballungszentren müssen immer mehr Kosten abrechnen, da durch das Verkehrsaufkommen weniger Sendungen pro Stunde und Fahrzeug zugestellt werden können. Gerade die Zusteller bilden jedoch mit ihren Löhnen einen Großteil der Kostenstruktur – Zustellroboter können diesen Kostendruck durch Zustellung in Hauptverkehrszeiten und Stauregionen deutlich senken. Vorausgesetzt, sie können überhaupt technisch eingesetzt und organisiert werden – ohne Digitalisierung bleiben sie nur eine schöne Technik-Spielerei.